VON KRISTIN DETERS

Wie fühlt es sich an, wenn keiner dir glaubt? Wenn dich ein Gedanke nicht mehr loslässt, den keiner mit dir teilen will? Freder, von Albträumen und Visionen geplagt, weiß es – und verzweifelt daran. Am 12.6.2024 um 19 Uhr führte der Kurs Darstellen und Gestalten aus dem Jahrgang 10 sein Stück „Sandmann“ auf.

 

Freder schreibt darin seinem Freund Lothar über ein mysteriöses Ereignis aus seiner Kindheit: Sein Vater wurde vermutlich ermordet und er brachte dies mit unheimlichen Erzählungen seines Kindermädchens vom Sandmann in Verbindung. Nun verfolgt ihn dieser Sandmann – in seinen Träumen, aber auch zunehmend im realen Leben. Das Problem: Keiner sonst sieht ihn, keiner glaubt Freder. Seine Verlobte Maria rät ihm lediglich zu einer Brille, damit er wieder durchblickt, doch auch der Optiker erscheint ihm nicht ganz geheuer. So verzweifelt Freder zusehends und landet nach einer Party, auf der er emotional völlig entgleist, schließlich in der Psychartrie. Dort heuchelt er Heilung, wird entlassen und seine Verlobte schließt ihn glücklich in die Arme. Doch beim gemeinsamen Spaziergang bricht die Wahrheit brutal ans Licht.

 

Zu diesem nicht ganz einfachen Thema hat der Kurs sich ein unterhaltsames, eher düsteres Stück ausgedacht.

Die Vorgabe von Kursleiterin Frau Deters war zunächst das Thema Traum, die Schüler kamen schnell auf albtraumhafte Szenen, Frau Deters daraufhin auf „der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann. An dessen Inhalt orientiert sich das Stück, aber nur grob. Wie schon beim ersten Stück „Metropolis“ überführt der Kurs den Inhalt in die heutige Zeit und nutzt aktuelle Schauplätze, wie ein Fitnessstudio oder eine Party-Location.

 

Der Reiz besteht vor allem in der Frage, was wir als real betrachten. Schließen wir kategorisch als unwahr aus, was nicht sein darf? Glauben wir nur, was wir sehen? Das Stück versucht, diese Fragen aufzuwerfen.

Gerade das Ende des Stückes soll den Zuschauer aufmerken lassen, der Freder ebenfalls nicht glaubt, als er ganz deutlich in den Saal nach hinten deutet und wieder meint, er würde dort den Sandmann sehen. Denn da steht er, mitten unter den Zuschauern, der Sandmann. Aber nicht jeder schaut hin.

 

Zufällig wird am Theater Bielefeld das Stück „Der Sandmann“ ebenfalls derzeit aufgeführt. Der Kurs ließ es sich nicht nehmen, das Stück zu besuchen. Der Vergleich war für die Schüler spannend, die schauspielerische Leistung inspirierend.

 

Hervorzuheben ist an diesem Abend das Spiel von Lisann Michalsky, die der überbesorgten und vielleicht auch etwas übergriffigen Maria einen ganz eigenen, ambivalenten Anstrich gibt. Auch Karl Henkenjohann, in Metropolis der Erfinder, gibt hier überzeugend den Sandmann in all seinen Facetten, in denen er uns (vielleicht) begegnet. Vincent Hopp bleibt der coole Freder aus Metropolis, der sich durch die Ereignisse nun aber doch aus der Fassung bringen lässt und zeigt, dass er äußerst emotional werden kann. Niklas Altena spielt mit jeder Menge Energie besonders mitreißend einen überdrehten Patienten in der Psychiartrie.  

 

In den Hauptrollen:

 

Freder: Vincent Hopp

Maria: Lisann Michalsky

Lothar: Alexander Anschütz

Sandmann/Optiker/Partygast: Karl Henkenjohann

 

I

In den Nebenrollen:

Kindermädchen, Fitness-Fachkraft: Amelie Schröder

Freder als Kind: Pierre Hopp

Ärztin: Jasmin Rose

Vater: Julian Schedel

Traumgestalten, Partygäste, Sportler, Psychartriebewohner:

Ida Sträter, Niklas Altena, Sophie Dik, Linn Flake, Amelie Goldkuhle, Marlene Mand, Amelie Mauermann